Die Welt ist zum Risikogebiet geworden, Reisen schwer möglich. Corona und Terror dominieren die Nachrichten. Mein kindliches Ich spricht: Ich wünschte, die Welt wäre anders. Und es möchte fliehen. Früher hätte ich sagen können, wenn es mir hier nicht gefällt, gehe ich woanders hin. Die Welt schien voller Optionen, jetzt ist sie voller Restriktionen. Jetzt kann man nur sagen: There’s no way out. Das Virus ist überall und auch der Terror hat sich in Europa ausgebreitet, aber ist Wegrennen jemals eine Lösung gewesen? Ich würde mich eigentlich als unerschütterliche Optimistin bezeichnen, doch selbst mir fällt es gerade ab und an schwer, nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Ich stelle fest, wir haben einfach viel Glück gehabt in den letzten Jahrzehnten. Wir sind von großen Katastrophen weitestgehend verschont geblieben. Kein Krieg, keine Naturkatastrophen, kein Super-GAU. Einkaufen, was, wie und wann man will. Reisen, wohin man will. Irgendwie habe ich diese Lebensbedingungen als selbstverständlich angenommen. Es war nie anders in meinem Leben. Und ich muss eingestehen, ich habe es nicht sonderlich geschätzt, es war normal. So abgedroschen es klingen mag: Meist weiß man erst, wie gut man es hatte, wenn es nicht mehr so ist. Nur bringt es ja nichts, sich die ganze Zeit zu bedauern und der guten alten „Vor-Corona-Zeit“ hinterher zu trauern. Wir müssen uns irgendwie mit der jetzigen Situation arrangieren. Das gelingt nur, indem ich die Situation annehme. Indem ich akzeptiere und aufhöre, mich dagegen zu sträuben. Vielleicht liegt genau hier die Chance, an und mit der Krise zu wachsen. Vielleicht lehrt sie uns eine neue Wertschätzung und Dankbarkeit. Vielleicht lehrt sie uns, die kleinen Dinge zu sehen. Uns auf uns zu besinnen, mehr im Innen als im Außen zu sein. Vielleicht zwingt sie uns auf brutale Weise zur Auseinandersetzung mit dem Tod, den wir in unserer Gesellschaft oft noch tabuisieren bzw. mit dem wir uns nicht auseinandersetzen wollen. So ging es mir selbst lange Zeit. Ich wollte davon nichts hören, es eigentlich nicht wahrhaben. Doch ist er ja ein Grundparameter unseres Lebens und macht es letztlich auch wertvoll. Vielleicht haben wir oft so gelebt, als gäbe es den Tod nicht, aber dadurch auch unser Leben immer verschoben, auf morgen, auf irgendwann. Doch das Leben ist jetzt. Heute. In diesem Moment. Es gibt keine Probe für eine Theateraufführung, das Leben selbst ist das Theater. Vielleicht liegt die Chance der Krise auch darin, spirituell zu wachsen. Sein eigenes Handeln zu überdenken und die Verantwortung jedes einzelnen in der Gemeinschaft und in der Welt zu erkennen. Dass doch alles irgendwie zusammenhängt und Konsequenzen hat. In diesem Sinne halte ich fest an dieser Welt und appelliere: Liebe die Welt – trotz allem.